Massimo / Analogue Dream

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Author: Regenmann
Date: Apr 6, 2002
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p r o f i l e

 

 

Massimo Santucci ist bekannt. Nicht als bunter Hund, sondern als Partyveranstalter. Und als Live Act "Analogue Dream". Trotzdem erschien am vierten März das Debütalbum "Al Dente" unter seinem bürgerlichen Namen - Massimo Santucci. Das klingt schon cool genug.

Fanden zumindest die Novatekk-A&Rs, in deren Stall "Al Dente" erscheint. Massimo selbst hatte zuerst Bedenken, nicht unter einem Künstlernamen zu veröffentlichen: "Ich wollte es nicht so machen, weil es ja schon so viele Massimos gibt: Es gibt den DJ Massimo aus Köln, Massimo Vivona und ich glaub` es gibt sogar noch einen Massimo, der in einer anderen Szene produziert. Aber so heiß ich nun mal und unter dem Namen kennen mich die Leute." Und das sind fast mehr als diejenigen, die ihn als Live Act "Analogue Dream" kennen. Der Italiener hat schließlich auch viele Parties veranstaltet.
1996 schlitterte er durch seine Freundin in die Trance-Szene. Das erste mit Freunden organisierte Open-Air folgte ein Jahr später - und danach noch etliche Parties im Arnsberger Zero, in der Zeche Essen sowie Open-Airs in den Weiten des Sauerlands. "Ich sagte nach jeder Party ,Nie wieder!´, weil der Streß mit den Behörden, dem ganzen Geld, unglaublich hoch ist", erinnert sich Signor Santucci. "Aber morgens die fröhlichen Gesichter haben mich immer zur nächsten Party gebracht."
Dennoch sah und sieht sich Massimo weniger als Veranstalter: "Ich bin immer Musiker gewesen!" Schon mit 11 Jahren hörte er in Musikstücken besonders die Schlagzeuglines heraus. Sein Bedürfnis, selber Musik zu machen, war so groß, daß er sich ein Schlagzeug selber baute. Später spielte er auf "richtigen" Drumkits in Rock- und Metal-Bands, obwohl er lieber Acid Jazz gespielt hätte. Doch für so eine Combo fande er keine gleichgesinnten Musiker. Nach dem ersten Kontakt mit der Trance-Szene legte er sich 1997 die ersten Synthesizer zu, für die er sich im Produzentenfachblatt "Keyboards" Kauftips holte - und bei Tim Schuldt, den Massimo als seinen ersten Live Act in Erinnerung hat.
Innerhalb eines Jahres kannte er seine Geräte gut genug, um unter dem Namen "Analogue Dream" live aufzutreten. Dabei half ihm seine Schlagzeugererfahrung, durch die er schon vertraut war mit Rhythmen. Und wie klang der schwarzhaarige Mann damals? Er lacht schallend: "Richtig Goa, haha, richtig nach Goa!" Genau das war sein Problem: Die Tracks brachten das Volk zwar gut zum Abfeiern, wurden aber nicht veröffentlicht. Massimo: "Ich fing zu einem Zeitpunkt an, wo schon alles entwickelt war, und ich steckte gerade erst in der Entwicklung. Meine Stücke waren gut, trafen aber nicht mehr den Zeitgeist. Das machte mich unzufrieden und ich zog mich zurück." So fand die Beerdigung des Goa-Dings ohne ihn statt. Für Releases war es aber 2000 soweit: Nach intensivem Selbststudium des Producings und Erweiterung des Geräteparks veröffentlichte Massimo je einen Track auf Nephilim Records und Shiva Space Technology. Die weckten Novatekks Interesse an einem Album des Bad Berleburger Künstlers.
Mit der Produktion der insgesamt 9 Tracks auf "Al Dente" begann Massimo Anfang 2001, den Endmix machte er ein Jahr später. "Ich brauche länger als andere Producer", schätzt sich Massimo selbst ein. "Manche brauchen für einen Track drei Tage, wobei ich nicht verstehen kann, wie das geht. Und manche nur an einem Laptop, während sie am Flughafen sitzen - und die Tracks kommen auf Alben!"
Massimo allerdings geht mit einer "Idee im Bauch" ins Studio. Dort sucht er auf seinen Geräten die Sounds, die ihm vorschweben. Das kann dauern, verzichtet er doch möglichst auf Presets und baut seine Loops lieber selber aus Gitarre und Vocals. Hier geht es ihm um das Handwerkliche, darum, mit den Maschinen zu arbeiten. Und natürlich steht auch noch ein Schlagzeug im Studio.
Das wird er wohl auch für seine Produktionen abseits Trance benutzen, die der Grund sind, warum Massimo seine Zeit für die Albumproduktion brauchte. "Ich kann nicht mehr als zwei Mal hintereinander den selben Stil fahren. In der Zeit, wo ich an Trance nicht arbeiten kann, mach ich ein Popstück oder Ambient. Die mach ich dann für mich, aber die werden auch ihren Weg finden. Die richtig guten Sachen werden durch einen Kontakt in Essen Majors und Szenelabels angeboten." Bei solchen Produktionen mit Jazzelementen oder Trip Hop - Massimo nennt es "Cross Pop" - findet er Abwechslung und Inspiration. Letzteres holte er sich früher auf Parties. Der aktuelle progressive Sound hingegen liefert ihm keinen Input, was auch nicht unbedingt nötig ist. "Ich habe meine Ideen noch nicht so richtig entfaltet. Ich brauche da noch meine Zeit." Und deshalb arbeitet er gerne alleine. Daß er dennoch schon für Kooperationen mit anderen Produzenten bereit ist, werden wahrscheinlich eine Reihe von Projekten zeigen. Das kommende Album des "Prototyp"-Projekts zusammen mit Linus Wessel (Sphere, Space Fish) soll da nur der Anfang gewesen sein.
Als Live Act "Analogue Dream" wird Massimo weiterhin alleine auftreten. Wie so viele andere Acts greift er live auf Playbacks zurück, und seinen Atari als Sequenzer. Um aber hier dem Handwerklichen im Studio nahe zu kommen, schleppt er noch rund vier Synthis mit, zwei bis drei Module und ein Keyboard. Darauf spielt er Melodieteile oder Effekte. Doch selbst das scheint ihn noch zu unterfordern: "Ich fang jetzt an, dazu noch ein Drumset mit Bongos und Elektropads zu spielen." Schließlich will er auch seine Fähigkeiten als Schlagzeuger nutzen.
Daß Massimo das volle Programm fährt verwundert nicht, schließlich würde sein Name aus dem Italienischen übersetzt "Maximum" heißen. Wie, bei Mamma Miraculi, kommt man eigentlich zu so einem coolen Namen? "Es gab in Italien mal einen populären Sänger names Massimo Ranieri. Von daher hat meine Oma meiner Mutter diesen Namen eingeredet und irgendwann hieß dann ganz Italien ,Massimo'." Ob das an Massimos Oma lag? (regenmann@gmx.at, 31.03.2002)

   

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