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Massimo Santucci ist bekannt. Nicht als bunter Hund, sondern als Partyveranstalter.
Und als Live Act "Analogue Dream". Trotzdem erschien am vierten
März das Debütalbum "Al Dente" unter seinem bürgerlichen
Namen - Massimo Santucci. Das klingt schon cool genug.
Fanden zumindest die Novatekk-A&Rs, in deren Stall "Al Dente"
erscheint. Massimo selbst hatte zuerst Bedenken, nicht unter einem Künstlernamen
zu veröffentlichen: "Ich wollte es nicht so machen, weil es
ja schon so viele Massimos gibt: Es gibt den DJ Massimo aus Köln,
Massimo Vivona und ich glaub` es gibt sogar noch einen Massimo, der in
einer anderen Szene produziert. Aber so heiß ich nun mal und unter
dem Namen kennen mich die Leute." Und das sind fast mehr als diejenigen,
die ihn als Live Act "Analogue Dream" kennen. Der Italiener
hat schließlich auch viele Parties veranstaltet.
1996 schlitterte er durch seine Freundin in die Trance-Szene. Das erste
mit Freunden organisierte Open-Air folgte ein Jahr später - und danach
noch etliche Parties im Arnsberger Zero, in der Zeche Essen sowie Open-Airs
in den Weiten des Sauerlands. "Ich sagte nach jeder Party ,Nie wieder!´,
weil der Streß mit den Behörden, dem ganzen Geld, unglaublich
hoch ist", erinnert sich Signor Santucci. "Aber morgens die
fröhlichen Gesichter haben mich immer zur nächsten Party gebracht."
Dennoch sah und sieht sich Massimo weniger als Veranstalter: "Ich
bin immer Musiker gewesen!" Schon mit 11 Jahren hörte er in
Musikstücken besonders die Schlagzeuglines heraus. Sein Bedürfnis,
selber Musik zu machen, war so groß, daß er sich ein Schlagzeug
selber baute. Später spielte er auf "richtigen" Drumkits
in Rock- und Metal-Bands, obwohl er lieber Acid Jazz gespielt hätte.
Doch für so eine Combo fande er keine gleichgesinnten Musiker. Nach
dem ersten Kontakt mit der Trance-Szene legte er sich 1997 die ersten
Synthesizer zu, für die er sich im Produzentenfachblatt "Keyboards"
Kauftips holte - und bei Tim Schuldt, den Massimo als seinen ersten Live
Act in Erinnerung hat.
Innerhalb eines Jahres kannte er seine Geräte gut genug, um unter
dem Namen "Analogue Dream" live aufzutreten. Dabei half ihm
seine Schlagzeugererfahrung, durch die er schon vertraut war mit Rhythmen.
Und wie klang der schwarzhaarige Mann damals? Er lacht schallend: "Richtig
Goa, haha, richtig nach Goa!" Genau das war sein Problem: Die Tracks
brachten das Volk zwar gut zum Abfeiern, wurden aber nicht veröffentlicht.
Massimo: "Ich fing zu einem Zeitpunkt an, wo schon alles entwickelt
war, und ich steckte gerade erst in der Entwicklung. Meine Stücke
waren gut, trafen aber nicht mehr den Zeitgeist. Das machte mich unzufrieden
und ich zog mich zurück." So fand die Beerdigung des Goa-Dings
ohne ihn statt. Für Releases war es aber 2000 soweit: Nach intensivem
Selbststudium des Producings und Erweiterung des Geräteparks veröffentlichte
Massimo je einen Track auf Nephilim Records und Shiva Space Technology.
Die weckten Novatekks Interesse an einem Album des Bad Berleburger Künstlers.
Mit der Produktion der insgesamt 9 Tracks auf "Al Dente" begann
Massimo Anfang 2001, den Endmix machte er ein Jahr später. "Ich
brauche länger als andere Producer", schätzt sich Massimo
selbst ein. "Manche brauchen für einen Track drei Tage, wobei
ich nicht verstehen kann, wie das geht. Und manche nur an einem Laptop,
während sie am Flughafen sitzen - und die Tracks kommen auf Alben!"
Massimo allerdings geht mit einer "Idee im Bauch" ins Studio.
Dort sucht er auf seinen Geräten die Sounds, die ihm vorschweben.
Das kann dauern, verzichtet er doch möglichst auf Presets und baut
seine Loops lieber selber aus Gitarre und Vocals. Hier geht es ihm um
das Handwerkliche, darum, mit den Maschinen zu arbeiten. Und natürlich
steht auch noch ein Schlagzeug im Studio.
Das wird er wohl auch für seine Produktionen abseits Trance benutzen,
die der Grund sind, warum Massimo seine Zeit für die Albumproduktion
brauchte. "Ich kann nicht mehr als zwei Mal hintereinander den selben
Stil fahren. In der Zeit, wo ich an Trance nicht arbeiten kann, mach ich
ein Popstück oder Ambient. Die mach ich dann für mich, aber
die werden auch ihren Weg finden. Die richtig guten Sachen werden durch
einen Kontakt in Essen Majors und Szenelabels angeboten." Bei solchen
Produktionen mit Jazzelementen oder Trip Hop - Massimo nennt es "Cross
Pop" - findet er Abwechslung und Inspiration. Letzteres holte er
sich früher auf Parties. Der aktuelle progressive Sound hingegen
liefert ihm keinen Input, was auch nicht unbedingt nötig ist. "Ich
habe meine Ideen noch nicht so richtig entfaltet. Ich brauche da noch
meine Zeit." Und deshalb arbeitet er gerne alleine. Daß er
dennoch schon für Kooperationen mit anderen Produzenten bereit ist,
werden wahrscheinlich eine Reihe von Projekten zeigen. Das kommende Album
des "Prototyp"-Projekts zusammen mit Linus Wessel (Sphere, Space
Fish) soll da nur der Anfang gewesen sein.
Als Live Act "Analogue Dream" wird Massimo weiterhin alleine
auftreten. Wie so viele andere Acts greift er live auf Playbacks zurück,
und seinen Atari als Sequenzer. Um aber hier dem Handwerklichen im Studio
nahe zu kommen, schleppt er noch rund vier Synthis mit, zwei bis drei
Module und ein Keyboard. Darauf spielt er Melodieteile oder Effekte. Doch
selbst das scheint ihn noch zu unterfordern: "Ich fang jetzt an,
dazu noch ein Drumset mit Bongos und Elektropads zu spielen." Schließlich
will er auch seine Fähigkeiten als Schlagzeuger nutzen.
Daß Massimo das volle Programm fährt verwundert nicht, schließlich
würde sein Name aus dem Italienischen übersetzt "Maximum"
heißen. Wie, bei Mamma Miraculi, kommt man eigentlich zu so einem
coolen Namen? "Es gab in Italien mal einen populären Sänger
names Massimo Ranieri. Von daher hat meine Oma meiner Mutter diesen Namen
eingeredet und irgendwann hieß dann ganz Italien ,Massimo'."
Ob das an Massimos Oma lag? (regenmann@gmx.at, 31.03.2002)
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