oct 97

Interview: SANGEET
Tagesschicker

hamburg, germany

(taken from: mushroom magazine oct 97)

Earth "Sunai" (Sangeet & Scotty)

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Aries Records

Hear the unreleased track "Virtual Contact" of Sangeet & Huija

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Text: Mat Mushroom

Pilz: Du bist jetzt seit drei Jahren in Hamburg. Wieso bist Du von Berlin hierher gezogen?

Sangeet: Einmal war mir Berlin einfach irgendwann zu heftig und zweitens war ich in Hamburg einfach näher dran an der Szene, mit der ich ja seit Anfang an connected war.

Pilz: Wie war denn Dein Anfang?

Sangeet: DJ´en tu ich ja mittlerweilse schon über zehn Jahre. 1988/89 kam dann die Acidhouse-Welle. Und das war dann genau das, worauf wir die ganze Zeit gewartet hatten... Abgefahrene Musik. Als wir dann ein halbes Jahr später nach Goa gefahren sind, war dann auf einmal alles noch viel spaßiger, weil alles eben Open Air war und die Mischung der Leute noch interessanter ist als in Europa.

Pilz: Der damalige Acid House hat doch eigentlich gar nichts mit Goatrance zu tun.

Sangeet: Eigentlich wollte ich schon länger mal nach Indien fahren. Als ich dann aber hörte, daß dort die wilden Parties abgehen, war der Entschluß natürlich noch viel einfachher. Und Osho, mein spiritueller Meister, war ja schließlich auch dort. Und so konnte man bei diesem Besuch damals alles verbinden.

Pilz: Du legst in letzter Zeit immer mehr mit DATs auf. Eigentlich bist Du doch aber ein DJ, der auf Beat mixt. Wieso der Umstieg?

Sangeet: Das hängt einfach damit zusammen, das meine DAT-Connections besser wurden.

Pilz: Als DJ, der die damalige Acidhouse-Zeit in Berlin miterlebt hat, kann ich aber gar nicht so verstehen, daß man so einfach das mixing aufgibt. Okay, man hat auf DAT neuestes Material, aber leidet der künstlerische Aspekt nicht unter dieser Entscheidung? Du könntest doch die Stücke auf CD brennen; dann ist ein pitchen auch wieder möglich.

Sangeet: Für mich stand noch nie das Mixing im Mittelpunkt; es war immer die Musik, die für mich entscheidend war. Die Herstellung eigener CDs war auch bis vor kurzem in einem einigermaßen erschwinglichen Rahmen kaum möglich. Aber ich werde wohl nächstes Jahr tatsächlich auf das Brennen von CDs umsteigen; dann kann ich auch die Stücke auch wieder besser mixen.

Pilz: Die Musik soll ja auch im Mittelpunkt stehen. Aber meinst Du nicht, das man Leute auf einer Party besser schicken kann, wenn diese langwierigen Intros und Outros der Stücke wegfallen und mal nicht auf Fläche gemixt wird?

Sangeet: Ich meine, das jedes Stück da für sich eine eigene Geschichte erzählt, die man auf die Tänzer wirken lassen sollte.

Pilz: Hast Du das für Dich selber festgestellt? Ich denke, oft wird genau diese Phrase von vielen DAT-DJs als Entschuldigung dafür genommen, das sie nicht oder nur selten mixen.

Sangeet: Bei einem guten Stück ist diese Aussage nach wie vor gültig. Nur Intro und Outro zu mixen, ist dagegen aber auch langweilig. Generell sollte der Sound nachts schon flüssiger sein, während ich tagsüber bewußt immer wieder Fläche in Fläche laufen lasse, um Ruhepausen zu schaffen und ein Durchatmen zu ermöglichen.

Pilz: In der Szene gibt es ja den Dominic Sangeet und Dich. Das ist ja eine ständige Namensverwirrung...

Sangeet: Und wie... Dominic hatte am Anfang sogar immer nur D.Sangeet geschrieben. Wir hatten das aber mal geklärt, daß er auf seine vollständige schreibweise Wert legen muß, damit es nicht zur totalen Verwirrung kommt.

Pilz: Mit Scotty und Amrisha veranstaltest Du ab Oktober in den Hamburger Seeterassen die Tachyon-Parties. Was sind eigentlich Tachyonen?

Sangeet: Tachyonen sind Teilchen, die schneller als das Licht sind und unabhängig von Raum und Zeit auftreten können.

Pilz: ...und das hat jetzt sicherlich auch etwas mit dem Partykonzept zu tun.

Sangeet: Nein, uns hat dieser Ausdruck einfach nur gefallen. Konzeptionell haben wir als Haus-DJs Scotty und mich, sowie einen Live Act und ein Gast-DJ, der auch mal etwas unbekannter sein kann. Wir sind sehr froh, das wir mit den Seeterassen einen Raum gefunden haben, der unseren Vorstellungen von einer schönen Location wirklich sehr nahe kommt und der keinen typischen Club- oder Discocharacter hat. Außerdem besteht für die Gäste die Möglichkeit, sich auf der Terasse mit einem trippigen Blick auf Planten und Bloomen (die Red: das ist ein Park) frische Luft zu verschaffen. Du hast dort keine Autoabgase, aber doch liegt die Location sehr zentral mitten in Hamburg.

Pilz: Die Parties finden jetzt dreimal statt und dann guckt ihr, ob´s weiter laufen kann?

Sangeet: Dann machen wir erst einmal Winterpause und fahren nach Indien :-)

Pilz: Beim ersten Tachyon-Event spielen S.U.N. Project live, die ja im Oktober auf Spirit Zone mal wieder etwas Neues releasen. Ich habe gehört, Du machst bald gemeinsame Sache mit den Beiden?

Sangeet: Ja, wir haben auch mittlerweile einen Track fertig. Das war das Stück, was ich auf dem Starseed Gathering gespielt habe, als ich Dich ablöste (erscheint Ende des Jahres auf Spirit Zone).

Pilz: Der Track war zwar psychedelisch, aber paßte von seiner Stimmung doch ziemlich gut in die Mittagszeit. Ist das so der Stil, mit dem Du am ehesten identifizieren kannst.

Sangeet: Grundsätzlich mag ich alle Stilrichtungen des Trancespektrum, lege aber am liebsten tagsüber auf. Die Leute haben ihre Arbeit in der Nacht erledigt und sind einfach besser drauf.

Pilz: Was hast Du noch an weiteren Projekten am Start?

Sangeet: Erst einmal ist eine weitere Zusammenarbeit mit Boris von Electric Universe geplant und eine Veröffentlichung für den Free Form CD-Sampler, der wahrscheinlich Ende dieses Jahres erscheinen wird. Außerdem bin ich gerade dabei, mir mein eigenes Studio einzurichten.