DJ MAT MUSHROOM

interview with Mat Mushroom

(in german)

Wie ist die Geschichte des mushroom magazine ?

Früher veranstaltete ich Parties in verschiedenen Technoclubs Norddeutschlands. Um die DJs zu promoten, die im „mushroom club“ auflegten, startete ich mit einem kleinen kopierten Fanzine „your personal mushroom“ Ende Mai 94. Damals gab es zwar bereits Frontpage und auch einige kleine andere Technomags, doch für den norddeutschen Raum war „your personal mushroom“ das erste und einzige regionale Magazin, was sich der Techno-(nicht Trance)-kultur widmete.

Und da einige Veranstalter den mushroom als gutes Werbemedium für sich entdeckten, war nach ein paar handkopierten Ausgaben die Finanzierung für ein schwarzweiß-gedrucktes Heft gesichert. Im Oktober 95 stellten wir dann sogar auf vollfarbig um.

In diesem Sommer war ich auch auf meinen ersten Psytrance-Open Airs. Eine Freundin schleppte mich dorthin, weil sie meinte, es würde mir da sicherlich gefallen. Und hat hat mir gefallen. So sehr, das ich fast mein ganzes Technoleben von einem Tag auf den anderen beendete und man mich fortan fast nur noch auf Trance-Parties sah. Denn die negativ beladene Stimmung und die oft arrogante und aggressive Art der Leute auf Techno-Raves mißfiel mir sowieso. Auf meinem ersten Open Air, die Shiva Moon 1995, liefen auf einmal nur peacige Leute durch die Gegend. Außerdem hatte ich so eine phantastische Musik noch nie in meinem Leben gehört. Nunja, wir waren beim mushroom stehengeblieben...

Aufgrund der Erlebnisse im Sommer war der mushroom fortan immer mehr auch mit Berichten über die Psytrance-Szene durchsetzt. Klar, das sie Anzeigenkunden der Technoszene sich mehr und mehr zurückzogen... Aber glücklicherweise hatten nun auch Tranceveranstalter den mushroom als gutes Medium entdeckt. So verschwand mehr und mehr der Technoteil und endlich... Anfang 98 ist der mushroom nun ein reines Mag für die deutsche (Psy)-Trance-Szene.

Was ist Dein Szene-Background?

Ich hatte ja bereits schon erzählt, daß ich im Sommer 95 vom Psychedelic Trance infiziert wurde und von da an mich nur noch strickt in diese Richtung entwickelt habe. Davor würde ich als wichtigen Punkt eigentlich nur die grundlegende Begeisterung für Techno nennen, (was Trance ja eigentlich im Grunde auch nur ist) die ich irgendwann 91 bei meinem Bruder Mijk van Dijk in Berlin erfahren habe. Ganz früher habe ich mit EBM und ähnlichem Krams eigentlich auch schon elektronische Musik gehört. Ich hatte schon immer diesen Unity-Gedanken in mir und wollte den Leuten zeigen, was geile Musik ist. Meine ersten Technoparties veranstaltete ich in der tiefsten Provinz zwischen Hamburg und Hannover und die Leute hier hörten teilweise zum ersten Mal überhaupt Techno auf unseren Parties. Mit dem mushroom führte ich diesen Gedanken weiter, weil ich mit diesem Medium verschiedene Leute aus verschiedenen Gegenden einfach connecten konnte.

Was sind die Themen des mushroom magazine.

Wir versuchen, die Szene möglichst glaubwürdig in unserem Heft zu präsentieren und geben außer den musikalischen Themen auch Stories über esoterische und psychedelische Persönlichkeiten Platz. In der Drogenaufklärung innerhalb von Szenemagazinen hält der mushroom merkwürdigerweise nicht nur die Spitzenstellung, sondern ist auch alleine auf weiter Flur. Das mag aber damit zusammenhängen, das die großen Markenartikler, die in den „größeren“ Mags werben, keine Lust darauf haben, mit Drogen in Zusammenhang gebracht zu werden, wieso wohl auch Versuche anderer Mags, eine Drogenaufklärungsrubrik zu etablieren, scheiterten.

1998 Jahr haben wir angefangen, die Inhalte internationaler auszulegen und brachten von da an fast jeden Monat auch ein längeren Bericht über Szenen in anderen Ländern wie zum Beispiel Israel, Taiwan, UK, USA, Croatien die Schweiz, Thailand und viele andere mehr.

Fred Giteau schrieb 1998 in seiner monatlichen zweisprachigen Rubrik „Full On...“ über die globale Entwicklung der Szene und gab dem mushroom durch die Zweisprachigkeit dieser Rubrik (deutsch & englisch) bereits in diesem Jahr einen internationalen Anspruch.

Im Sommer 1999 haben wir nun mit Reportern aus diversen Ländern angefangen, die internationale Szene noch mehr zu durchleuchten. Die „Planet Report“-Rubrik ist, um es möglichst international zu gestalten, auch in englisch und deutsch angelegt, was natürlich gerade bei unseren internationalen Lesern sehr gut ankommt.

Neben der monatlichen Standards wie Plattenkritiken, Partyreports, Partyübersicht, der bereits angesprochenen Drogenaufklärung, Solteks chaotisch kodiert-psychedelischen Sternzeit-Texten, Infos über Cybertribe-Themen und allgemeine Infos der Tranceszene ist das „Forum“ eine sehr wichtige Rubrik geworden, denn hier wird Klartext gesprochen über die Szene und alldem, was in ihr passiert. Hier werden Mißstände aufgedeckt und Wege aus Ihnen heraus diskutiert, hier ist Platz für jegliche Texte aus den verschiedensten psychedelischen Bereichen, die unsere Leser interessieren könnten, denn der mushroom versteht sich in seiner Rolle als einziges flächendeckendes Trancemagazin auch als Vermittler der Szenen.

Alles in allem denke ich, ist der mushroom zu einem sehr guten Kommunikationsmedium der Szene erwachsen und verbindet die einzelnen Szeneregionen Deutschlands mittlerweile recht gut.

Du bist der Herausgeber des mushroom UND auch DJ. Wie kannman sich Deinen Sound vorstellen?

Mein Sound ist trancig-groovig, aber auch kraftvoll treibend oder mal euphorisch. Allerdings versuche ich mich auch jedesmal auf die Atmosphäre der Party einzustellen und schaue erst einmal, was die Leute überhaupt wollen, denn nichts ist schlimmer, als das der DJ nur seinen eigenen Egofilm abfährt, ohne auf die Tänzer einzugehen - und genau nach denen stelle ich dann mein Set ein, weshalb es auch gut ist, das ich vom euphorischen bis zum fast minimalem eine gewisse Bandbreite abdecken kann. Ich beiße mich in meinen Sets deshalb auch nicht auf einen Style fest, der dann 4-5 Stunden durchläuft, sondern versuche über die Zeit meines Sets mehrere Stimmungen zu erzeugen.

 

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